My Side
  Rhythm of Life
 

Don’t let the rhythm die, work your body to it

Don’t let the music die, put your soul into it

Don’t let the rhythm die, work your body to it

Don't let the music die, put your soul into it

Shake it to the right (oohoo)

We're movin' to it

Shake it to the left (oohoo)

Just dancin into it

Shake it to the right (oohoo)

We're movin' to it

That makes the Rhythm of life

Mit geöffnetem Mund sah ich Izzy verwirrt an. Hatte er soeben wirklich das gesagt, was ich gehört hatte? Immer wieder liefen die beiden Worte wie ein Film durch meinen Kopf. ”Chris lebt...”, flüsterte eine Stimme und wollte nicht gehen.

Was?”, hörte ich Jay ungläubig fragen, während er sich setzte und ich einen großen Schluck von meiner Tasse Tee nahm, wobei ich immer noch nicht recht realisieren konnte, was Izzy soeben gesagt hatte.

Er nickte und atmete tief durch, bevor er weitersprach. ”Ich habe ihn gesehen und das war mit Sicherheit keine Einbildung. Er war da!” Einen kurzen Blick warf er in die Runde und schien immer noch ziemlich verstört über das Erlebnis zu sein.

Das konnt doch alles nicht sein, dachte ich mir, als ich wenig später in meinem Bett lag und gedankenverloren an die Decke starrte. Jay lag ebenfalls in seinem Bett, von ihm war ein leichtes Schnarchen zu vernehmen. Nun ja, wenigstens konnte einer von uns ruhig schlafen, doch immer noch plagte mich die Ungewissheit. War Chris nun tot oder lebte er noch? Wenn er tatsächlich noch am Leben war, wieso meldete er sich nicht bei uns und war untergetaucht?

Richie?!” Roxy hatte es sich neben mir bequem gemacht und strich mir sanft über meine von Schweiß bedeckte Wange, allerdings gab ich keinen Laut von mir.

Ich hatte Chris doch am Unfallort gesehen, ich hatte gesehen, dass er tot war. Noch toter hätte er nicht sein können. Die Bilder, die mir nun wieder von diesem Unfall in den Sinn kamen, ließen mir erneut feuchte Tränen in die Augen treiben.

Es ist gut, weine ruhig!” Doch ich schüttelte nur den Kopf und stand auf, meine Schritte führten mich auf schnellsten Weg in die Küche, wo ich mir eine warme Milch mit Honig genehmigte und mich daraufhin auf einen Stuhl sinken ließ. Die Tasse stellte ich auf dem Tisch ab. Ich überlegte, bis ich einen Brief aus einer der vielen Schubladen holte.

Einen kurzen Moment zögerte ich, da ich mir noch nicht so recht sicher war, ob ich schon bereit dafür war diesen Brief zu lesen, aber irgendwann würde ich dies sowieso tun. Es waren die letzten Worte, die Chris mir geschrieben hatte, bevor er von uns gegangen war.


//Letter//


Dear Richie,

ich kenne deine Gefühle, die du für mich empfindest und ich muss zugeben, mir geht es genauso. Ich kann diese Gefühle nicht unterdrücken, auch wenn ich es so sehr versucht habe und es dir sogar versprochen hatte. Aber es geht nun einmal nicht! Richie, ich weiß, dass ich nicht mehr lange bei euch bleiben werde, deshalb möchte ich, dass du durch diesen Brief erfährst, was ich immer noch für dich empfinde. Damals hatten wir uns darauf geeinigt, dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen, doch unsere gemeinsame Zeit werde ich nie vergessen. Ich danke dir für alles, was ich mit dir erleben durfte und was du mir gegeben hast. Du hast mir gezeigt, dass es wahre Liebe gibt und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich werde dich nie vergessen, mein Schatz! Ich liebe dich, Chris


//Letter End//


Tränen fielen auf das Papier, welches ich mit zitternder Hand fest umklammert hatte. Durch Zufall hatte ich diesen Brief gefunden, die Zeilen und den Inhalt hatte ich von Chris nie erhalten. Nie hatte ich jemanden von unserem Verhältnis erzählt. Natürlich wussten die Jungs, dass Chris und ich uns sehr nah standen, doch mehr hatten wir auch ihnen nicht preisgegeben.

Immer und immer wieder las ich mir diesen Brief durch, bis mir erst nach dem etwas fünften Mal dieser Satz auffiel: ”Richie, ich weiß, dass ich nicht mehr lange bei euch bleiben werden [...]” Jedes einzelne Wort ließ ich mir auf der Zunge zergehen und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. ”Chris lebt!” Er wusste schon vor dem Unfall, dass er bald nicht mehr bei uns sein würde. Meine Stimme war heiser und meine Kehle fühlte sich trocken an, aber derzeit war mir das egal.

Mit einem Ruck hievte ich mich auf die Beine und trommelte die anderen drei Bandmitglieder zusammen.

Was geht denn mit dir ab? Hast du irgendetwas genommen? Ecstasy, Cannabis oder vielleicht LSD?”, murrte Mikel und schien, ebenso wie Jay und Izzy, nicht darüber erfreut zu sein, dass ich sie mitten in der Nacht von ihrem Schönheitsschlaf abhielt.

Völlig erschöpft setzten sie sich auf das Sofa. Mikel rieb sich den Schlaf aus den Augen, während den anderen beiden schon fast wieder die Lider herunterfielen.

Ich blieb stehen, denn so hatte ich einen besseren Überblick auf alle. Kurz sah ich in die Runde, bevor ich mich räusperte und nach einem Satz suchte, mit dem ich beginnen konnte.

Mein Hals war gefüllt mit Schleim und ein dicker Kloß bildete sich darin. Immer noch hielt ich diesen Brief fest in meiner Hand. Eine sanfte Gänsehaut durchfuhr meinen Körper, ich wurde nervös und spürte, wie sich meine Ohren rosa färbten. Leicht fing ich an zu zittern, aber nein, ich musste mich beherrschen...für Chris und für mich, also fing ich an zu sprechen, wobei ich insgeheim froh darüber war, dass Roxy und Naomi noch tief und fest schliefen, denn sie mussten schließlich nicht unbedingt jedes Mal mitbekommen, was innerhalb der Band oft ablief.

Einen langen Seufzer ließ ich von mir hören, bis ich mich doch endlich wieder gefangen hatte und anfangen konnte. ”Chris lebt, ich bin mir ganz sicher...” Das war allerdings das Einzige, was ich nun über meine Lippen brachte, denn ich war stark am überlegen, ob ich ihnen von diesem Brief erzählen und es ihnen zeigen sollte, denn dann würde die ganze Beziehung, die ich mit Chris geführt hatte, an die Öffentlichkeit kommen, zumindest im Kreis der Band, und eigentlich war mir das nur Unrecht, denn ich konnte mir schon sehr gut ausmalen, was die Jungs davon halten würden und was wäre, wenn Roxy davon Wind bekam? Schließlich hatte ich mit ihr ein ganz neues Leben angefangen, allmählich hatte ich mich sogar schon mit Chris' Tod auseinandergesetzt und nun sollte sich alles wieder in eine andere Richtung wenden? Ich wusste nicht genau, ob ich das wirklich wollte.

Auf der anderen Seite war mir allerdings ebenfalls bewusst, dass ich sie nur somit davon überzeugen konnte, dass Chris nicht tot war, aber ich konnte mir auch nicht erklären, wie er am Leben sein konnte, auch wenn ich ihn leblos in meinen Armen gesehen hatte.


//Flashback//


NEIN!!!” Ein greller Schrei ertönte die Nacht, gefolgt von einem Tränenausbruch. Links und rechts liefen sie mir über die Wange. Wieso hatte er mich verlassen? Wieso war es soweit gekommen? Ich hielt die Liebe meines Lebens in meinen Armen. Der leblose Körper war inzwischen kalt geworden und kein Hauch von Leben zierte sein Gesicht.

Bitte, verlass mich nicht! Chris, wach auf! Du kannst mich doch nicht einfach so allein lassen.” Immer wieder schlug ich auf ihn ein und weinte bittere Tränen. Es war einfach nicht fair. Er ließ mich hier allein zurück. Ich brauchte ihn doch so.

Richie, komm! Du kannst nichts mehr für ihn tun. Es ist zu spät!” Jays Hand legte sich behutsam auf meine Schulter, aber ich dachte nicht einmal im Traum daran, mich nun zu beruhigen.

Immer wieder flehte ich Chris an, dass er mich nicht verlassen sollte, jedoch ohne Erfolg. ”Ich brauche dich doch”, flüsterte ich, bevor ich mich von Jay mitziehen ließ, ohne mich zu wehren, und in das Flugzeug stieg, welches uns zurück nach Berlin brachte.

Ich werde dich nie vergessen, dachte ich, als ich mich an einen Fensterplatz setzte und gedankenverloren die Wolken beobachtete, die wie dicker Nebel an uns vorbeirauschten, bevor ich meine Augen schloss und meine Gedanken für einen Moment ausschaltete.

Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, es wäre einfach ein böser Traum gewesen, doch schon bald musste ich der Realität ins Auge sehen und von da an wurde mir bewusst, dass ich Chris wohl zum letzten Mal gesehen hatte.


//Flashback End//


Keine Regung war von den drei Jungs zu vernehmen und erneut räusperte ich mich. Diese Stille brachte mich beinah schon um den Verstand. Ich kratzte mich am Hinterkopf und überlegte krampfhaft, ob ich vielleicht etwas Falsches gesagt hatte, denn es dauerte, so kam es mir zumindest vor, eine halbe Ewigkeit, bis Jay dann das Wort ergriff, wobei mir ein erleichtertes Aufatmen entwich.

Er stand auf, seufzte und hielt genau vor mir an. Das musste jetzt wirklich urkomisch aussehen, wenn man bedachte, dass Jay gut ein Metter achtundachtzig groß und ich knapp ein Meter dreiundsiebzig klein war. Nun ja, ich litt schon immer unter meine Größe, da ich für einen Jungen wirklich nicht sonderlich groß war, aber von Außen zeigte ich mich immer happy, auch wenn ich bereits riesen Probleme hinter mich gelassen hatte.

Freundschaftlich klopfte er mir auf die Schulter und schüttelte den Kopf. ”Richie, sieh es doch ein. Er wird nicht wiederkommen.” Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich in seine. Das konnte doch nicht wirklich sein ernst sein! Hatte er Chris tatsächlich schon aufgegeben, obwohl sogar Izzy bestätigt hatte, dass er ihn gesehen hatte?

Langsam kam ich mir wie ein ausgetrockneter See vor, denn erneut bahnten sich feuchte Tränen ihren Weg ins Freie. Sie fühlten sich warm und salzig an. Meine Augen fingen an zu brennen. Ich wollte es nicht glauben. ”Chris ist nicht tot! Ich weiß es!”, schrie ich mittlerweile durch den Raum und fing stärker an zu zittern. Sie hatten doch keine Ahnung. War ich tatsächlich noch als Einziger der Ansicht, dass Chris am Leben war?

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und der Wind wehte hörbar durch die Äste der hohen Baumwipfel. Ein leichter Luftzug umgab nun den Raum, dennoch war mein Gesicht weiterhin erhitzt und gerötet.

Bitte Richie, beruhige dich doch.” Weiterhin versuchte Jay auf mich einzureden, allerdings ohne jeglichen Erfolg, ich dachte nicht daran, mich nun zu beruhigen. Ich wollte Chris wiedersehen. Mit ihm lachen, mit ihm weinen, mit ihm einfach alles durchstehen und nie wieder allein sein.

Ich riss mich von Jay los, der mich inzwischen am Arm gepackt hatte, um mich wieder zur Vernunft zu bringen, dann achtete ich auf keinen mehr, nicht einmal auf die Uhrzeit und dass ich doch recht müde war. Ruckartig drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte hinaus, wo mich bereits eine eisige Kälte erwartete.

Die dicken Regentropfen schlugen mir in mein Gesicht und nur verschwommen nahm ich wahr, was sich vor mir abspielte. Dichter Nebel kam noch hinzu, er verschleierte mir die Sicht.

Menschenleer war es am Ku'damm, als ich dort ankam, was doch recht ungewohnt war, denn sonst war es immer voll, sodass man wirklich aufpassen musste, dass man sich nicht gegenseitig auf die Füße trat.

Nur ein Mädchen sah ich, welches auf einer Bank saß. Sie war blass und hatte Ringe unter den Augen. Ein Buch hielt sie in ihrer Hand, in dem sie herumblätterte. Ich ging an ihr vorbei, ließ allerdings meinen Blick keine Sekunde von ihr. Was das wohl für ein Buch war?! Wie schon so oft wurde ich von meiner Neugier gepackt, also beschloss ich kurzerhand, sie einfach einmal anzusprechen und vielleicht würde ich mich auch so etwas ablenken von allem, was in den letzten Stunden geschehen war.

Hey”, begrüßte ich sie freundlich und setzte mich ohne große Scheu einfach neben sie, schließlich konnte ich nicht mehr als eine Abfuhr bekommen, aber die bekam ich nicht. Was für ein Glück, dachte ich bei mir und musste leicht grinsen.

Das Mädchen erwiderte mit einem Lächeln meinen Gruß und stellte sich mir als Jessica vor. Ich nickte. ”Eine meiner besten Freunde heißt genauso wie du.” Ein Zwinkern entwich mir und ich schaute unbeabsichtigt auf das Buch. ”Was liest du da?” Sie hatte eine Seite aufgeschlagen, die mit vielen Herzen bemalt war. Ihre Handschrift strahlte mir entgegen, doch schnell schlug sie es zu und verstaute das Buch in ihrem Rucksack, dann blickte sie etwas beschämt auf den Boden.

Ich Idiot, schoss es mir in dem Moment durch den Kopf. Mit Sicherheit hatte ich etwas falsches gesagt. Wäre auch kein Wunder, denn mir passierte immer etwas Schlechtes. Ich sah zu Boden und beschloss ab sofort besser meinen Mund nicht mehr so weit aufzureißen und vorher nachzudenken, bevor ich etwas sagte.

Das ist mein Tagebuch.” Ihre Stimme klang schüchtern und irgendwie hatte es eine Spur von Traurigkeit an sich. Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder neugierig werden, aber mich interessierte es doch einmal genau, was darin stand, auch wenn es eindeutig zur Privatsphäre gehörte und mich ging diese nichts an, vor allem, da ich Jessica gar nicht kannte.

Aber weiter nachzufragen brauchte ich auch gar nicht, denn sie erzählte von selber, was in ihrem kurzen Leben, sie war erst vierzehn, bereits passiert war, dabei wendete sie ihren Blick keine Sekunde vom Boden und mir wurde bewusst, dass dieses Thema für sie wohl eher etwas unangenehm war, aber ich war dennoch froh, dass sie sich mir anvertraute.

Ich weiß nicht, was das für ein Gefühl ist, welches ich für meine Eltern empfinde, aber ich kann sagen, dass es kein Gutes ist.” Sie seufzte und hielt für einen Moment inne, bevor sie weitersprach. ”Schon damals, als ich noch ganz klein war, hatten beide mich geschlagen. Meine Mom hatte oft Nachtschicht und mit acht Jahren wurde ich bereits von meinem eigenen Dad vergewaltigt und verkauft. Jeden Abend, als meine Mom nicht zu Hause war, kamen seine Kumpels zu einem Fußballabend, wie er so gern gesagt hatte, wenn meine Mom in der Nähe war, doch ich wusste, was an diesem ”Fußballabend” wirklich dran war. Sie streichelten mich am ganzen Körper und zogen mir die Klamotten aus. Nicht selten kam es vor, dass sie mich schlugen und alles mit der Kamera zu filmen, um das nachher noch anderen Freunden zu zeigen, die sich nur so daran aufgeilten.”

Sie atmete tief durch, mir war klar, dass sie anscheinend nicht oft über ihre Probleme sprach, um genau zu sein, schien ich wohl bislang der Erste zu sein. ”Als ich älter wurde, bekam ich mit, wie sich meine Eltern ständig in den Haaren lagen. Sie dachten an Scheidung, das war mir bewusst, doch mir war es egal. Mein Dad kam jeden Abend und meistens noch spät in der Nacht wieder nach Hause, total betrunken. Ich wusste, dass er meine Mom betrog, ich hatte ihn mit seiner neuen Geliebten gesehen und er hatte mir gedroht, wenn ich ihr etwas davon erzählte, würde er meine Katze aufschlitzen.”

Ich bemerkte, wie sich kleine Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Vorsichtig legte ich meinen Arm um sie. Von oben bis unten sah ich sie an. Ihre Kleider waren zerissen und ihre Bluse ließ ihr Dekoltée herausblitzen. Sie fühlte sich kalt an. Ihre Haare hingen ihr wie fettige Seile hinab und ins Gesicht. Für diese Jahreszeit war sie doch etwas dünn angezogen, meiner Ansicht nach, aber mich fragte nun wieder mal keiner.

Die Turmuhr der Kirche schlug bereits vier Uhr nachts. Der Nebel hatte sich allmählich wieder gelichtet und es hatte aufgehört zu regnen. Völlig durchnässt und in stiller Position saßen wir nebeneinander, wobei ich krampfhaft überlegte, wie ich ihr am besten helfen konnte, denn mir tat sie schon Leid. Sie hatte so ein Leben nicht verdient und deshalb gab es für nur eine klare Entscheidung. Sie würde mit mir in die WG kommen.

 

I understood the plan,

I’m gonna be the man

(To change my destiny,no doubt it’s plain to see)

One life is all we’ve got

Don´t let them make you stop

(Let's fight for what is right,we'll make it through the night)

 

Die Jungs waren inzwischen wieder in ihr Bett geklettert, als wir die WG betraten, aber das sollte mir nur recht sein, so konnte ich zumindest jetzt ihren Fragen entgehen.

Ich sah Jessica an, die sich unsicher in meinem Zimmer umsah, und lächelte ihre aufmunternd zu, dann kramte ich in meinem Schrank, um ihr frische Sachen von mir zu leihen.

Sie zog sich um und schien keine Scheu vor mir zu haben, während ich es mir auf dem Bett bequem machte und nachdenklich zum Fenster blickte. Chris kam mir wieder in den Sinn. Wo bist du nur, fragte ich mich innerlich. Eine stumme Träne lief mir über die Wange, die ich mir heimlich wegwischte, doch Jessica hatte sie bereits gesehen und sah mich besorgt an, woraufhin sie sich neben mir platzierte. “Alles okay?“, fragte sie mich vorsichtig und ließ ihre Augen nicht von mir ab.

Ein zögerliches Nicken gab ich von mir und seufzte schwer. Es war wie in der Geschichte von Shakespeare “Romeo and Juliette“, sie brachte sich um, nachdem er dachte, sie würde tot sein und sich daraufhin mit Gift Selbstmord verübte. Nun ja, Chris hatte vielleicht nicht Selbstmord gemacht, doch wenn er tatsächlich noch am Leben und untergetaucht war, dann war es etwas ähnliches, oder nicht?

Wir beließen das Thema nun so und ließen es in dem Raum stehen. Jay lag in seinem Bett und hatte sich zur Wand gedreht. Roxy und Naomi, wie ich bemerkt hatte, hatten die WG verlassen. Ob wieder etwas vorgefallen war? Langsam war mir das auch egal. Ich legte mich hin, Jessica kuschelte sich an mich, bis wir Arm in Arm eingeschlafen waren.

Wer ist diese Schlampe?“ Mit dieser Frage begrüßte mich Roxy am nächsten Morgen, als sie einfach in mein Zimmer geplatzt kam und Jessica und mich unsanft aus dem Schlaf riss. Verschlafen sah ich zu Roxy hinüber und musste erst einmal im Kopf klar werden, bevor ich ihr darauf eine Antwort geben konnte.

Aber schon bald hatte ich mich gefangen und rappelte mich in meinem Bett auf. Roxy war bereits im sechsten Monat schwanger und das sah man ihr bereits ziemlich an, nicht nur wegen der leichten Zunahme an Gewicht, auch ihre Stimmungsschwangkungen wurden von Tag zu Tag schlimmer.

Mit der linken Hand fuhr ich mir durch mein zerzaustes Haar und dachte krampfhaft darüber nach, was ich ihr nun sagen sollte, aber eigentlich fiel mir das ganze nicht sonderlich schwer, denn lügen musste ich nun wirklich nicht.

Roxy, bleib ruhig!“ Ich erklärte ihr alles und sie nickte nur brav. Ihr Gesichtsausdruck wurde freundlicher und sie verstand, wer Jessica wirklich war, ein Glück für mich.

Ich bin weg!“, rief ich durch die WG, als ich meine Jacke vom Haken nahm und schon zur Tür schritt, doch Jay hielt mich für einen Augenblick zurück.

Richie?! Kann ich kurz einmal mit dir sprechen?“ Verdutzt sah ich ihn an, nickte jedoch und folgte ihm in die Küche, wo er kurz darauf die Tür hinter sich schloss, anscheinend wollte er nicht belauscht werden und ich wusste genauso gut wie er, dass die Wände hier manchmal Ohren bekommen konnten.

Er machte sich einen Kaffee und setzte sich daraufhin an den Tisch, während ich meinen Hintern auf der Arbeitsfläche platziert hatte.

Keine Sekunde sah ich Jay an als er sprach. “Ich mache mir einfach Sorgen um dich“, begann er und trank einen großen Schluck aus seiner Tasse. “Izzy, Mikel und ich haben uns schon lange mit Chris' Tod abgefunden und wir denken, dass du auch langsam darüber hinwegkommen sollst. Okay, Izzy hat jemanden gesehen, der wie Chris aussieht, aber er kann es nicht gewesen sein. Er ist tot!“

Die letzten drei Worte hallten in meinem Kopf wider, als würden sie an der Wand abprallen und wie ein Blitz auf mich zuschießen. Ich sprang auf und sah ihn zornfunkelnd an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein?! War ich wirklich der Einzige, der noch der Ansicht war, dass Chris am Leben war? Offensichtlich schon.

Nein!!! Er lebt! Ich weiß es!“, schrie ich ungewollt, wobei meine Stimme leicht anfing zu zittern.

Warum schreist du denn so?“, kam es von der Tür und ich sah, wie ein verschlafener Mikel und Izzy hereinkam, gefolgt von Roxy, Naomi und Jessica. Ich schluckte. Ob ich ihnen von diesem Brief erzählen sollte? Mir war nämlich klar, dass ich Roxy dann wohl endgültig verlieren würde und das wollte ich weniger riskieren, aber mir war ebenso bewusst, dass ich es ihnen nicht länger verheimlichen konnte.

Für einen Moment zögerte ich, dann fuhr ich langsam in die Innentasche meiner Weste und holte den weißen Zettel heraus. Ich schloss meine Augen und als ich sie wieder öffnete, begann ich die Zeilen laut vorzulesen.

Eine eisige Stille umgab den Raum als ich geendet hatte. Warme Tränen hatten sich in meinen Augenwinkeln gesammelt und ich traute mich nicht, einen von ihnen anzusehen.

Jay räusperte sich und stand auf. “Nun ja...“ Er klopfte mir auf die Schulter. “Mach das, was du für richtig hältst...“ Dann verschwand er in seinem Zimmer und erneut verbreitete sich eine Ruhe in der WG, die unerträglich war.

Ich hielt es hier einfach nicht länger aus. Ich zog mir meine Jacke über, die ich immer noch in meiner Hand hielt, dann lief ich an den Mädchen, Mikel und Izzy vorbei, wobei ich Roxy kurz unbeabsichtigt am Arm streifte.

Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, atmete ich endlich wieder die frische Morgenluft ein. Die Straßen waren kaum befahren und eine leichte Kälte überzog mein Gesicht.

Man konnte bereits gut erkennen, dass der Winter vor der Tür war und mit Sicherheit nicht mehr lange auf sich warten ließ.

Ich beobachtete, wie einige Schüler die Straße überquerten, um noch im letzten Moment in die Schule zu gelangen, dabei dachte ich an meinen ersten Schultag, der für mich nicht sonderlich glimpflich ausging und ich einfach froh war, wieder zu Hause zu sein.


//Flashback//


Mein erster Schultag. An diesen konnte ich mich nur zu gut erinnern. Meine Eltern und mein großer Bruder Bobby standen dicht an meiner Seite. Einige von unseren Verwandten waren auch anwesend.

Vor diesem Tag hatte ich Angst gehabt. Ich hatte Angst, nicht so genommen zu werden, wie ich war. Ich hatte Angst, ausgelacht und verspottet zu werden.

Bereits Nächte zu vor wurde ich von schlimmen Alpträumen heimgesucht, die sich schon bald bewahrheiten sollten.

Kaum war meine Family nach Hause gefahren, fühlte ich mich plötzlich so allein und einsam.

In der Pause saß ich auf der Treppe, die zum Hof führte, und knabberte lustlos an meinem Butterbrot. Ich beobachtete, wie die anderen Kinder sich anfreundeten und mich links liegen ließen.

Ich lief den langen Gang entlang, an den vielen Spints vorbei. Die Blicke der Anderen ruhten auf mir. Sie sagten mir nichts Gutes.

Und dann kam das, was mir bereits den ganzen Tag über Sorgen und Gedanken in meinem Kopf bereitet haben. Fünf Jungs stellten sich um mich herum. Sie waren alle jeweils einen Kopf größer als ich und sahen dementsprechend auch stärker aus. Ein fieses Grinsen strahlte mir von allen entgegen, als mich der Größte von ihnen packte und bevor ich mich versah in den Spint gesperrt wurde. Ich schrie um Hilfe, doch vergeblich. Der Unterricht hatte inzwischen begonnen und keiner hörte mich.

Erst nach einer guten Stunde kam ich wieder heraus, als mir ein Mädchen mit braunen Haaren und Augen die Tür öffnete. Etwas verwirrt sah sie mich an und schien nicht ganz zu verstehen, warum ich dort eingesperrt war, also erzählte ich es ihr und sie war offenbar recht geschockt über so ein Verhalten.

Ich bin übrigens Sarady“, lächelte sie mich freundlich an. Von da an wusste ich, dass ich nicht nur schlimme Zeiten auf dieser Schule verbringen würde...


//Flashback End//


Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht auf den Weg achtete und somit auch nicht, was sich vor mir abspielte.

Erst als ich ein lautes Hupen vernahm, schreckte ich auf, doch da war es schon zu spät. Ich blickte zur Seite. Ein schwarzer Van kam direkt auf mich zu. Wie angewurzelt stand ich mitten auf der Straße und konnte mich keinen Schritt bewegen. Meine Augen waren weit aufgerissen auf den Wagen gerichtet, mein Herzschlag beschleunigte sich. Ein dumpfer Aufprall war zu vernehmen, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich mich von diesem Moment an nichts mehr erinnern konnte.

 

Last night I had a dream

It was a crazy scene

(music was everywhere,the rhythm took us there)

People from all around,made up a brand new sound

(they lived in harmony,until eternity)

 

Das war Rythm of Life. Der Rhythmus des Lebens. Erst die Geburt, dann das Leben und zum Schluss der Tod. Ich wurde geboren, ohne dass ich es wollte, ich werde sterben, ohne dass ich es will, also lasst mich dann so leben wie ich es will!

Gegen Abend wurde ich endlich wach. Mein Kopf schmerzte und ich hatte das Gefühl, als würde ich keinen einzigen Knochen mehr in mir spüren.

Ich war an einige Schläuche gebunden. Die unangenehmen Töne der Maschinen dröhnten in meinen Ohren, um es kurz auszudrücken: Ich fühlte mich mehr als nur mies.

Ach, Herr Stringini, Sie sind wach?!“, vernahm ich die Stimme einer Schwester, die soeben mein Zimmer betrat, um mir eine Flasche Wasser auf den Nachttisch zu stellen. “Sie haben wirklich Glück gehabt. Es hätte auch anders ausgehen können.“

Wenn ich meine Augen verdrehen geschweige denn seufzen könnte, dann hätte ich dies jetzt wohl getan, aber im Moment war ich weniger in der Lage dazu. Das einzige, was ich nun tun konnte, war, einfach nur dazuliegen und nichts zu machen, nun ja, mir noch die Flecken an der weißen Decke anzusehen. Sehr spannend!

Was war überhaupt passiert? Und vor allem: Warum zum Teufel lag ich hier? Einmal in meinem ganzen Leben wollte ich mein Gehirn anstrengend und überlegen, wie ich hierhergekommen war, doch als ich nach weiteren dreißig Minuten auf keinen vernünftigen Schluss kam, beschloss ich einfach einmal den Arzt oder die Schwester zu fragen, schließlich würden sie mit Sicherheit wissen, was geschehen war.

Ein leichter Windzug wehte vom geöffnetem Fenster zu mir herüber. Wie lange ich hier wohl liegenbleiben musste?!

Ich schloss meine Augen und war bereits nach kürzester Zeit im Land der Träume.


//Interlude Jay//


Gerade saß ich im Büro bei Mike und Mark, um mit ihnen die neuen Songs für unser Album durchzugehen, als plötzlich mein Handy klingelte.

Eine weibliche Stimme meldete sich, als ich rangegangen war. Sie erzählte mir, dass Richie von einem schwarzen Van angefahren wurde und nun im Virchow-Krankenhaus in Berlin-Wedding untergebracht war.

Ein kurzer Seufzer entwich mir, als ich mein Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden ließ. Ich bemerkte die fragenden Blicke der beiden Manager, doch ich schüttelte nur den Kopf, schließlich mussten die beiden auch nicht alles wissen, obwohl sie auf solche Nachrichten ein Recht hatten, aber erst einmal wollte ich mir von der ganzen Lage ein eigenes Bild machen.

Ich stand auf, verabschiedete mich von beiden und verließ das Büro. Auf dem Hof wartete bereits meine Freundin Lena auf mich, die mich sogleich mit einer stürmischen Umarmung und einem leidenschaftlichen Kuss begrüßte. Ich grinste daraufhin nur. Ihre Anwensenheit ließ mich jeglichen Stress vergessen und ich fühlte mich in ihrer Nähe immer happy.

Im Auto war es zwischen uns eine ganze Weile still. Ich dachte nach. Über alles, was in letzter Zeit geschehen war. Ob Richie vielleicht doch Recht hatte und Chris noch am leben war? Wenn dem so war, wieso meldete er sich nicht bei uns? Und wie konnte Chris noch leben, wenn er nicht toter hätte sein können? Ich habe ihn doch mit eigenen Augen gesehen oder spielten diese mir inzwischen schon einen Streich?

Wie dem auch war. Die andere Sache, die mir auf der Seele brannte, war, warum hatten beide damals ihre Beziehung verheimlicht? Und was würde nun aus Richie und Roxy und vor allem dem Baby werden?

Es war alles so kompliziert, doch ich wusste, dass nur einer darauf die Antworten kannte: Richie! Und genau zu dem fuhren Lena und ich jetzt.


//Interlude End//


Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal erwachte, fühlte ich mich schon wesentlich besser, zumindest quälten mich keine Schmerzen mehr, dennoch ließ ich meine Augen geschlossen.

Ich hatte einen seltsamen Traum gehabt. In dem war Chris vorgekommen und Roxy. Wir waren alle glücklich, doch dann färbte sich alles schwarz, in meinem Leben wurde es dunkel. Chris und Roxy grinsten fies, sie ließen mich im Stich. Ich rief ihnen nach, doch sie hörten mich nicht, sie entfernten sich immer weiter von mir, gemeinsam wurden sie glücklich und ließen mich im Stich.

Daraufhin wachte ich auf. Mir war klar, dass es draußen inzwischen dunkel sein musste, aber das war mir egal. Ich überlegte krampfhaft, wie ich hier endlich herauskommen sollte, denn ich hatte keine Lust weiterhin in diesem Krankenhaus zu sein, das würde ich nicht aushalten.

Doch eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkam, riss mich aus meinen Gedanken. “Richie?“, flüsterte sie und ich erschrak. Das konnte doch nicht wirklich sein oder etwa doch?!

Langsam und wie in Zeitlupe, so kam es mir vor, ließ ich meine Augenlider nach oben schweifen, dann sah ich ihn vor mir und urplötzlich traten mir Tränen in die Augen, die mehrere Gefühlsausbrüche in mir wiederspiegelten. Trauer, Wut, Freude.

Chris!“, sagte ich heiser und war überglücklich ihn zu sehen. Er war wieder da.

 

I never saw a crowd so into it

the girls in the club get into it

You're not into it? Get into it!

Cause I've never heard a crowd so into it

All the boys come around get down with it

Grap a girl on the floor get down with it

You're not down with it?

Get down with it!

Everybody everywhere no time to quit

Now it’s up to you

to make a change in life

So let it through

Just look inside your soul, and take control

No more deny

the rhythm of life

(let’s dance, let’s dance...)

 
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