What about me,
what about you,
what about all the things we’ll do
What about me Girl tell me where the Party’s at –
Hey we’re where the Party’s at –
Die Trauerfeier verlief für mich härter als zuerst angenommen. Mir fehlte Chris sehr und ich konnte nicht sagen, wie es ohne ihn nun weitergehen sollte.
Abends, es war gerade einmal 23.00 Uhr, lag ich in meinem Bett und betrachtete die weiße Decke, die sich vor mir erstreckte. Immer und immer wieder gingen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf, ich stellte mir so viele Fragen, auf die ich einfach keine Antwort zu finden schien. Eigentlich war ich wirklich froh wieder Zuhause zu sein, aber unter diesen Umständen war ich mir nicht mehr sicher, ob es eine so gute Idee gewesen war, wieder zurückzukehren, doch dieses Mal würde ich mit Sicherheit nicht davonlaufen und alles versuchen zu vergessen.
Ich warf einen kurzen Blick zum Nachbarbett, in dem Jay tief und friedlich schlief. Da ich jedoch keineswegs an Schlaf denken konnte, zog ich mich an und verließ die WG, zusammen mit Candra, die nur so den Drang nach frischer Luft verspürte und unbedingt hinaus wollte.
So lief ich mit ihr also den dunklen Weg im Park entlang und blickte gedankenverloren auf den Boden, wobei ich mir die einzelnen Pflastersteine betrachtete. Ich musste erst einmal die vergangenen Geschehnisse der letzten Tage verarbeiten, was nicht sonderlich leicht war, aber ich musste da einfach durch, eine andere Wahl hatte ich schließlich nicht.
Ich konnte nicht sagen, was ich tun sollte. Vielleicht war es auch wirklich besser, wenn ich die Vergangenheit hinter mir ließ und in die Zukunft blickte, denn das, was vor mir lag, war nun entscheidend und mit Sicherheit würde sich alles wieder zum Guten wenden.
“Kannst du nicht aufpassen?“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme vor mir und für einen Moment hatte ich nicht auf den Weg geachtet, sodass ich prompt mit jemanden zusammenstieß. Wie peinlich! Ich sah die entsprechende Person vor mir auf dem Boden hocken, Candra war über die gebeugt und bellte sie freudig an, wobei ich erst jetzt erkannte, wer mir hier begegnet war. “Naomi“, flüsterte ich in die Dunkelheit und schluckte hörbar. Musste ausgerechnet sie nun hier auftauchen? Ich konnte darauf wetten, dass sie mein Leben um ein weiteres Stück auf den Kopf stellen würde und auf denselben Scheiß wie damals hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. “Sorry“, murmelte ich und sah beschämt auf den Boden, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich mich ihr gegenüber hätte verhalten sollen, da sich unsere Wege nun einmal von einem auf den anderen Tag getrennt hatten, wobei wir noch nicht einmal die Gelegenheit dazu hatten uns auszusprechen, aber wollte ich das überhaupt? Offenbar schon. Die Frage war jeglich, ob sie das auch wollte? Und auf diese Frage konnte ich wohl nur eine verneinte Antwort geben, denn sonst hätte sie es mit Sicherheit längst getan. Nun ja, vielleicht wartete sie auch darauf, dass ich den ersten Schritt machen würde, aber das konnte ich mir eher weniger vorstellen, aber ich wollte es dennoch versuchen.
Ich hielt ihr höflich meine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen, aber so wie es aussah, verstand sie diese Gestik nicht, da sie sie wegschlug und von selber aufstand. Mit einem fragenden Blick sah ich in ihre braunen Augen und zum ersten Mal erkannte ich in ihr, was sie wirklich war. Sie war nichts weiter als eine miese kleine Schlampe, die nichts besseres zu tun hatte, als mir die große Liebe vorzutäuschen und mich hinter meinem Rücken zu hintergehen. Aber nicht mit mir! Wie konnte ich eigentlich auch nur so dumm sein und ihr nachtrauern?
Sie hatte einen arroganten Blick aufgesetzt und stemmte ihren Arm in die Hüfte. Noch einmal würde sie mich nicht herumkriegen, darauf konnte sie wirklich lange warten.
Ich lauschte dem Heulen einer Eule zu und ihre Flügel schlug sie gegen den Wind, aber meine Gedanken konzentrierte ich in dem Moment nur auf die jetzige Situation. Auch wenn mir nun endlich klargeworden war, dass meine Liebe zu ihr völlig umsonst gewesen war, musste ich mit ihr reden, ob ich wollte oder nicht, denn erst dann würde die ganze Sache aus der Welt geschafft sein.
“Können wir reden?“, fragte ich locker und hielt Candra stramm an der Leine, da sie heute irgendwie ziemlich unruhig und nervös wirkte. Naomi nickte nur, sagte allerdings keinen Ton, sondern setzte sich einfach auf die nächste Bank, die wir antrafen.
Immer noch konnte ich nicht so recht glauben, dass das alles passiert war und nur wenn ich sie ansah spürte ich bereits einen tiefen Schmerz in meiner Brust aufkommen, der einfach nicht verschwinden wollte, doch ich musste nun dadurch, sonst würde ich mit Sicherheit keine ruhige Minute mehr haben, dennoch blickte ich starr auf den Boden und machte keine Regung, nur meine Stimme war in der Dunkelheit zu vernehmen. “Ich wollte endlich einmal klarstellen, wie das jetzt mit uns weitergehen soll“, begann ich und sah Candra dabei zu, wie sie gerade voller Neugier ein Loch in die Erde grub. Sie schwieg nur und folgte meinem Blick, wie ich bemerkt hatte.
Auch ich sagte nichts mehr, sondern spürte nur, wie ein nasser Tropfen vom Himmel auf meine Nase fiel. Na super! Nun fing es auch noch an zu regnen. Besser hätte der Tag auch nicht werden können dachte ich ironisch und seufzte, dann warf ich einen kurzen Blick zu Naomi und sah erneut hinüber zu Candra. Nun musste ich erneut die Initiative ergreifen, da sie ja anscheinend nicht das Bedürfnis danach verspürte mit mir zu sprechen.
Am liebsten wäre ich nun wirklich im Erdboden versunken, da mir dieser Augenblick, wo wir hier saßen, ziemlich unangenehm war und diese Stille brachte mich fast um. “Du hast mir ganz schön wehgetan“, sprach ich weiter und sah sie dabei direkt an, denn sonst hatte ich das Gefühl, als würde ich mich mit dem Boden oder mit Candra unterhalten, aber immer noch bekam ich keine Antwort, was mir allmählich zu blöd wurde, also stand ich auf, machte auf dem Absatz kehrt und war gerade dabei wieder zu gehen, als sie mich doch noch aufhielt. “Warte!“, hörte ich sie hinter mir sagen, wobei sie meinen Arm packte und mich festhielt, sodass ich keinen weiteren Schritt machen konnte, dabei spürte ich ihren durchdringenden Blick genau in meinem Rücken. “Es tut mir leid! Wirklich!“ Im ersten Moment hörten sich ihre Worte tatsächlich glaubwürdig an, aber ich hatte aus meinen früheren Fehlern gelernt und wollte nun mit Sicherheit nicht einen neuen begehen. Ich riss meinen Arm von ihr los und drehte mich zu ihr um, dabei sah ich unbeabsichtigt zornfunkelnd zu ihr. “Ich habe deine ständigen Lügen langsam echt satt!“, wurde meine Stimme von Wort zu Wort lauter. Ich hatte endgültig genug davon, mich andauernd herumschubsen zu lassen und ich wollte auch nicht länger alles einfach so in mich hineinfressen. “Es tut dir nicht leid!“, schrie ich, wobei ich das Gefühl hatte, dass ich dabei einige Tiere aufgeschreckt hatte.
Erneut drehte ich mich auf dem Absatz um und ging weiter, ich hörte auch gar nicht mehr zu, was sie mir hinterherrief, denn mir war es egal, für mich war alles geklärt und ich hätte genau wissen müssen, dass sie wieder einmal mit einer billigen Entschuldigung angekrochen kommen wollte, aber dieses Mal ohne mich!
Ich lief und lief, dachte dabei keine Sekunde ans anhalten, also tat ich dies auch nicht, bis ich einen schrillen Schrei vernahm. Vor Schreck blieb ich mitten auf dem Weg stehen. Von wo kam dieser? Und wer war das? Mein Herz pochte wie wild und erneut musste ich mit Entsetzen feststellen, dass schon wieder ein neues Ereignis, welches keineswegs als positiv zu bewerten war, in meinem Leben geschah. Nun ja, vielleicht sollte ich einfach weitergehen und so tun, als würde ich nichts gehört haben, aber meine Entscheidung kam leider etwas zu spät, denn plötzlich hatte sich Candra einfach von ihrer Leine losgerissen und war bellend zu der Stelle gelaufen.
Ich sah ihr nach und rollte meine Augen in den Höhlen. Musste dieser Hund sich auch immer in alles einmischen. Meine Beine waren schwer wie Stein, dennoch versuchte ich mich zu beherrschen, denn jetzt musste ich ihr unbedingt hinterher, also tat ich dies auch.
Ich rannte ihr nach und lief beinah in sie hinein, als sie auf einmal stehengeblieben war. Zuerst checkte ich nicht so ganz, was denn nun überhaupt los war, doch als ich bemerkt hatte, warum Candra nun außer sich und nur noch am bellen war, folgte ich ihrem Blick, wobei ich im nächsten Augenblick schon erstarrte. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals.
Zwar war es dunkel, dennoch erkannte ich genau, was sich vor meinen blauen Augen nun abspielte. “Naomi“, flüsterte ich in mich hinein und blieb doch ganz ruhig, denn offenbar hatte weder sie, noch die Person, die über ihr stand, mich nicht bemerkt, also versteckte ich mich schnell hinter einem Baum und lauschte.
“Was willst du noch von mir? Ich habe dir schon alles gegeben, was du wolltest!“ Ihre Stimme klang verzweifelt, hilflos und ängstlich zugleich. Es hatte mich sowieso gewundert, warum beide nicht auf mich aufmerksam geworden waren, obwohl Candra gebellt hatte, aber offensichtlich waren beide so in ihr Gespräch vertieft, dass keine weitere Zeit mehr übrig blieb, um sich um andere Dinge zu kümmern.
Der Typ, dessen Umrisse ich nur erkennen konnte, setzte sich auf ihre Beine und mit seiner Stimme zusammen hörte ich, dass er grinste. Leicht hielt ich meinen Atem an, denn anders hatte ich das dumme Gefühl als würde ich so auf mich aufmerksam machen.
“Oh nein, meine Süße! Du hast mir mit Abstand noch nicht alles gegeben. Ich wette, dass du noch mehr drauf hast, um deine Schulden schneller abbezahlen zu können“, hörte ich ihn sagen. Ich hatte mir schon denken können, was er damit gemeint hatte, dennoch hielt ich es für schlauer noch eine weitere Weile in meinem Versteck zu bleiben und alles nur zu beobachten, bevor ich in das Geschehen eingriff und mich einmischte.
Zwar hatte ich zu Naomi derzeit kein sonderlich gutes Verhältnis, trotzdem konnte ich sie nicht einfach allein lassen, wenn sie zu etwas gezwungen wurde, was sie selber nicht wollte.
Ich hatte Mühe, Candra an ihrem Halsband festzuhalten, da sie kurz davor war zu den beiden zu rennen und einzugreifen, aber ich machte ihr schnell verständlich, dass wir noch warten sollten, was sie anscheinend auch zu verstehen schien, da sie sich nun prompt auf ihre vier Buchstaben setzte und keinen Ton mehr von sich gab.
Ich vernahm ein Schluchzen, welches eindeutig von Naomi zu kommen schien und nun hielt ich es tatsächlich für das Beste, zwischen die beiden zu gehen, auch wenn ich gelernt hatte, sich in nichts einzumischen, doch in diesem Fall konnte ich wohl einmal eine Ausnahme machen.
Langsam stand ich also auf und schritt mit kurzen Schritten auf sie zu, wobei ich erst anhielt als ich direkt vor ihnen stand. Nun, wo ich beide so sah, bekam ich doch leichtes muffensausen, dennoch war es bereits zu spät einen Rückzieher zu machen, so musste ich also da durch. Kurz räusperte ich mich, mein Herz machte Luftsprünge wie ein wildgewordener Mustang. Es wurde kühler und mit Sicherheit würde es auch nicht mehr allzu lange dauern bis es anfing zu regnen, aber dies war mir zu Zeit egal.
In dem Moment wünschte ich mir nichts mehr als im Boden zu versinken und mich einfach in Luft aufzulösen, aber wie das Schicksal es so wollte, wurde mir dieser Wunsch leider nicht erfüllt, nun ja, man konnte ja schließlich auch nicht alles haben.
Zu meinem Bedauern bekam ich auch genau das, was ich eigentlich nicht wollte. Ich zog nämlich die Aufmerksamkeit von beiden auf mich. Also okay, sonst wäre ich sicherlich nicht hinter dem Baum hervorgekommen, wenn ich damit nicht gerechnet hatte. Ich blickte zu dem Typen, so nun standen wir voreinander, sahen uns Auge in Auge. Ich konnte schwören, wenn Blicke hätten töten können, dann wäre ich auf der Stelle umgefallen, aber ein Glück konnten sie dies nicht. “Ist irgendetwas?“, fauchte er mich an, ließ Naomi jedoch nicht los, sie lag auch weiterhin unter ihm. Ich atmete tief durch und nahm all meinen Mut zusammen, dann ging alles wie von allein. Ich dachte einfach an nichts mehr und wurde locker. Ein fieses Grinsen zierte mein Gesicht. “Hat dir deine Mama denn nicht beigebracht, dass man so nicht mit Frauen umgeht?“, brachte ich heraus und war in dem Augenblick über mich selber ziemlich überrascht, denn eigentlich hielt ich mich in jegliche Art von Streitereien zurück und versuchte diese geschickt zu umgehen. Der Schweiß brach in meinen Poren aus und auch wenn es kühl war, wurde mir recht heiß unter meinem weißen Shirt.
Ich konnte Naomi genau ansehen, dass sie mich hier nicht haben wollte. Entweder schämte sie sich dafür, was hier soeben abging oder sie wollte wohl nun keine Hilfe annehmen, aber von ihrem Blick ließ ich mich nicht weiter irritieren, sondern konzentrierte mich voll und ganz auf diesen Typen. Er sah ziemlich sauer aus, was mich doch reichlich verunsicherte, jedoch ließ ich mir nichts anmerken.
“Und hat dir deine Mama nicht beigebracht, dass man sich in fremde Angelegenheiten nicht einmischt?“, wollte er von mir wissen, stand von Naomi auf und trat direkt vor mich. Sein Gesicht war nah an meines, sodass ich dieses genau erkennen konnte.
Ich konnte nicht sagen warum, aber in dieser kurzen Sekunde, die wir voreinander standen, kam mir wieder mein erstes Mal mit Naomi in den Sinn. Es war wunderschön gewesen, dennoch hatte ich es bereut, schließlich hatte ich mir geschworen, bis zur Ehe zu warten, da ich mir sicher war, dass ich nichts großartiges verpassen würde, und doch war es geschehen, mit einem Mädchen, welches ich noch nicht lange genug gekannt hatte bevor es geschehen war. Nun ja, jetzt hatte ich den Salat. Anscheinend war ich ihr nicht gut genug gewesen, aber nur, weil sie Model und älter war als ich, brauchte sie sich darauf nichts einzubilden, schließlich war sie nichts besseres als ich und das musste ihr auch klar sein, denn ich ließ mit Sicherheit nicht mit mir spielen.
Aber um erst einmal zu dieser Situation zurückzukehren. Wir standen immer noch voreinander, dabei fiel mir auf, dass er gut einen Kopf größer war als ich, wobei nicht auszuschließen war, dass er ebenso auch stärker war, denn unter seinem Shirt quollen bereits seine trainierten Muskeln hervor, die bei seinem Anblick nur so Schrecken hervorrufen konnten.
Bevor ich mich versah, packte er mich am Kragen und zog mich noch näher an sich heran, wobei er mir etwas ins Ohr knurrte. “Pass auf Kleiner, du hast hier nichts verloren. Ich an deiner Stelle würde wieder nach Hause zu deiner Mutter gehen und dir die Flasche geben lassen“, fauchte er und schubste mich nicht gerade sanft auf den Boden, wobei ich mir nur knapp einen Schmerzensschrei verkneifen konnte. Dieser Typ hatte wohl wirklich noch nie etwas von Manieren gehört, na ja, so wie der auch aussah, wunderte es mich nicht sonderlich, aber über sein Aussehen sollte ich wohl besser keine weiteren Aussagen treffen, sonst könnte es mir wahrscheinlich noch schlecht ergehen.
Ich sah zu ihm auf und er sah zu mir hinab. Ich wollte nicht sagen, dass ich zu diesen Feiglingen gehörte, die vor allem und jeden wegliefen, aber wenn ich ihn so hasserfüllt über mir erblickte, konnte einem vor Angst tatsächlich das Blut in den Adern gefrieren, denn unter anderem sah ich auch keine großen Chancen gegen ihn irgendetwas erdenkliches ausrichten zu können, was mich am meisten demotivierte.
Er wandte sich von mir ab. Was für ein Glück, dachte ich mir, doch schon im nächsten Moment sah er zu Naomi, die immer noch am Boden lag und das Geschehen von dort aus genau beobachtete. Wir sprechen uns noch, Baby!“, waren seine letzten Worte, bevor er es dann doch bevorzugte das Weite zu suchen. Ich sah ihm nach und der einzige Gedanke, der soeben durch meinen Kopf wanderte, war: Er konnte froh sein, dass er sich so entschieden hatte, denn sonst wäre es mit Sicherheit übel für ihn ausgegangen, obwohl ich genau wusste, dass es wahrscheinlich genau umgekehrt war.
Mein Atem ging schnell und war kaum mehr zu kontrollieren. Der Schrecken über mich selber lag mir weiterhin in den Knochen und schien nicht entschwinden zu wollen, sie fühlten sich an wie Wackelpudding.
Ich traute mich nicht einen Blick auf Naomi zu werfen und doch tat ich dies ohne zu überlegen, denn schließlich hatte ich wohl auch nichts zu verlieren, unser gutes Verhältnis, wenn man es so nennen konnte, war sowieso bereits total zerstört. Ich sah ihren bösen Blick auf mir ruhen und hätte im ersten Augenblick am liebsten das Weite gesucht, wie schon so oft an diesem Abend. Genau! Das sollte ich auch tun! Worauf wartete ich denn noch?
Ich bewegte mich keinen Schritt, sondern lag mehr oder weniger einfach nur da und sah hinüber zu Naomi, die dabei war aufzustehen, jedoch sofort wieder zu Boden ging. Wahrscheinlich hatte sie sich an ihrem Fuß etwas zugezogen. “Warum bist du dazwischen gegangen?“, keifte sie mich an wie eine giftige Schlange, die gleich wohl zu ihrem tödlichen Schlag ansetzen wollte. Ich schluckte und sah sie an, wobei mir erst jetzt auffiel, wie müde ich eigentlich war und dass ich einfach nur noch nach Hause ins Bett wollte, doch zwischen uns würde es in dieser Nacht wohl noch ein längeres Gespräch geben, war zumindest meine Vermutung.
“Sorry, ich wollte dir nur helfen. Das nächste Mal lass ich es eben“, erwiderte ich und meine Stimme klang dabei ungewollt genervt. Nun ja, vielleicht war es auch gewollt, schließlich war ich es allmählich satt mir ständig ihr genörgel anzuhören und das wollte ich mir mit Sicherheit nicht länger gefallen lassen.
Wie sehr wünschte ich mir, dass nun Roxy hier wäre und nicht Naomi, denn sie hätte mich nicht so behandelt, das wusste ich genau. Sie nicht! Sie war anders und ich bewunderte ihre Art einfach. So einen Menschen wie Roxy hatte ich in meinem Leben bislang noch nicht kennengelernt und ich wusste, dass sie die Richtige, die Einzige, für mich war, aber ob es eine Zukunft für uns geben würde, konnte ich in dem Augenblick noch nicht sagen. Sie hatte mir zwar gestanden, dass sie mich liebte, aber ich hatte nicht das Gefühl, als wären wir nun ein glückliches Paar, davon konnte weitaus keine Rede sein, was mich doch sehr belastete, dennoch versuchte ich die Situation so nun einmal hinzunehmen wie sie gekommen war und vielleicht würde es für mich doch bald eine positive Wendung nehmen.
Ich stand auf und hielt Naomi meine Hand entgegen. Auch wenn sie ziemlich zickig war, wollte ich nett sein, denn von meinen Eltern hatte ich gelernt, dass man seinen Nächsten genauso lieben sollte wie sich selber und man sollte auch verzeihen können, schließlich waren wir alle Brüder und Schwester, die füreinander da sein sollten. Hörte sich nun vielleicht dumm an, jedoch hielt ich fest an dieser Meinung, womöglich lag es an meiner streng katholischen Erziehung oder auch einfach daran, dass ich es selber so sah, auch wenn ich nun nicht so erzogen worden wäre.
Fragend sah sie mich an und wusste im ersten Moment nicht, ob sie meine Freundlichkeit annehmen sollte, dennoch tat sich es letztlich, was mich doch stark wunderte, da sie mich sonst immer abblitzen ließ.
Ich erinnerte mich an ihren Brief, den sie mir geschrieben und gegeben hatte, kurz bevor ich zurück nach Chicago geflogen war. Ihre Worte in ihm klangen so ehrlich und doch waren sie so blass und durchsichtig wie die Luft, die wir einatmeten.
Ich half ihr auf und unsere Gesichter berührten sich beinah, dabei schoss ein Gefühl durch meinen ganzen Körper, welches ich zuvor noch nie gespürt hatte, ich konnte mir auch nicht erklären, woher dieses kam, aber es war seltsam und dennoch irgendwie schön, doch nein! Ich durfte mich unter keinen Umständen mehr auf sie einlassen, schließlich hatte sie mir schon so oft wehgetan.
Gerade als ich etwas sagen wollte, vernahm ich ein Rascheln, welches hinter mir aus einem Gebüsch zu kommen schien. Aufgeschreckt davon drehte ich mich wie in Zeitlupe um und starrte auf den Punkt, welcher nur schwach vom runden Mond beschienen wurde. Warum konnte nicht einmal ein Tag vergehen an dem es normal zuging ohne jegliche Geschehnisse? Aber nun ja, wenn dem so wäre, dann wäre es mit Sicherheit nach einiger Zeit auch langweilig geworden, also fand ich mich eben mit meinem Schicksal ab und so schlimm war es nun auch nicht.
Ohne weiter auf die Geräusche und das Geraschel einzugehen, blickte ich erneut zu Naomi, die inzwischen an einem Baum gelehnt aufgestanden war und ihre Augen nicht von mir ließ. “Komm mit!“, forderte ich sie auf und stützte sie dabei. Ich hätte nun eigentlich jeglichen Widerstand erwartet, doch der kam nicht und so machten wir uns zusammen auf den Weg in die WG, wobei ich mir immer wieder die Frage stellte, was passiert war, aber ich konnte mir bereits denken, dass ich von Naomi keine Antwort erhalten sollte.
Stumm schritten wir nebeneinander her, wobei ich Candras Schnüffel im Gras lauschte. Der Himmel hatte sich inzwischen stark verdunkelt und weder Stern noch Mond waren zu erkennen. Mir ging so viele durch den Kopf, auf das ich gerne eine Antwort hätte, doch ebenso wusste ich, dass es wohl noch seine Zeit beanspruchte bis dies auch wirklich so kommen würde.
I see you chillin’ at the Party
I watch you passing by
You got a very sexy Body
Thought I’ll make you mine believe it
The way you move is kind of freaky
But I really dig your style
I wanna see you shake that Body
And get it on tonight my Baby
Da der Park nicht weit entfernt von der WG war, kamen wir schon bald dort an und machten es uns in meinem Zimmer bequem, da ich mir bereits denken konnte, dass die anderen Jungs im Wohnzimmer wieder einmal an der Playstation zockten und ich hatte nun wirklich keine Lust ihnen über den Weg zu laufen weshalb auch immer.
Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich in Begleitung von Naomi kam und mir ihre dummen Bemerkungen und Fragen nicht anhören wollte.
Die Stille, die zwischen uns herrschte, brachte mich beinah um den Verstand. Ich war noch nie so ruhig gewesen wie in den letzten Tagen, Wochen und Monaten, aber andererseits konnte ich im Moment nicht anders.
Ich ließ meinen Blick zum Fenster schweifen, es hatte bereits angefangen zu regnen. Mistwetter, dachte ich mir und seufzte. “Das war mein Ex-Freund“, begann Naomi plötzlich und ich schaute sie recht verwirrt an, da ich mit ihrer Stimme nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Wollte sie mir jetzt doch erzählen, was passiert war? Zumindest hoffte ich inständig darauf und ich sollte auch nicht enttäuscht werden.
“Ich hatte mir Geld von ihm geliehen“, sprach sie weiter und ich hörte an ihrer Stimme, dass sie kurz davor war zu weinen. Irgendwie tat sie mir ja schon leid, aber ich wollte mir nichts anmerken lassen, da ich immer noch sauer wegen ihrer ganzen Aktion war.
Candra lag auf ihrem Kissen, welches in einer Ecke lag, und kaute vergnügt auf ihrem Knochen herum, dabei nahm sie keine Notiz von dem, was zwischen Naomi und mir abging. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen ohne Probleme zu leben und manchmal wünschte ich mir ebenso ein Leben führen zu können.
Ich beobachtete Candra bei ihrem kleinen Spielchen, hörte jedoch Naomi auch weiterhin zu, obwohl ich sie keines Blickes würdigte und auch kein Wort über meine Lippen brachte.
“Ich hatte ihm gesagt, dass ich es ihm nicht so schnell zurückzahlen konnte und da wollte er etwas anderes von mir als ich erwartet hatte.“ Nun war es passiert! Sie konnte ihre Tränen nicht weiterhin verdrängen und leise begann sie zu weinen. Ich wusste bereits genau, was sie mir damit sagen wollte, aber sollte ich ihr in diesem Punkt glauben? Ich meine, nun gut, ich hatte diesen Typen, wie auch immer er hieß, heute in Aktion gesehen, aber das war wohl noch lange kein Beweis dafür, dass sie mir die Wahrheit anvertraute.
Das Zusammentreffen von Candras Zähnen und dem harten Knochen, welchen sie zwischen ihren Pfoten hielt, hallte in meinen Ohren wider und auch das Platschen der Regentropfen an die Glasscheibe machte mich halb wahnsinnig, da ich sowieso allmählich nervös wurde, aber ich versuchte die ganzen Geräusch rings um mich herum zu verdrängen und mich ausschließlich auf Naomi zu konzentrieren. “Warum erzählst du mir das?“, wollte ich wissen und konnte nicht verdrängen, dass mich meine Neugier wieder einmal gepackt hatte. Sie zuckte die Schultern und stand auf. “Du hast Recht! Warum erzähle ich dir das überhaupt? Es interessiert dich doch sowieso nicht und glauben tust du mir mit Sicherheit auch nicht.“ Sie machte sich auf den Weg zur Tür, um die WG zu verlassen, aber ich hielt sie auf, indem ich sie am Handgelenk packte und nicht mehr losließ. “Sorry, ich wollte das nicht. Weißt du, ich bin einfach nur so abgenervt davon, wie du mich die ganze Zeit über behandelt hast. Ich meine, vielleicht denkt ihr Frauen anders, aber Männer haben auch Gefühle. Du hast mir wirklich wehgetan!“, sprach ich meinen Gedanken direkt heraus und sah sie erwartungsvoll an. Zum ersten Mal seit ich sie kannte, hatte ich mit ihr darüber gesprochen, obwohl ich eigentlich auch genau wusste, dass sie sich durch meine Worte wohl dennoch nicht ändern würde, aber um ehrlich zu sein war es mir egal, denn ich hatte auch kein Bedürfnis nach dieser Nacht weiterhin mit ihr zu verkehren. “Ich habe dich wirklich geliebt und tu es immer noch.“ Das war Naomis nächster Satz, der noch Minuten später in meinem Gehör hängengeblieben war.
Entgeistert sah ich sie an und man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so eine bedrückende Stille herrschte zwischen uns, bis ich diese nach langem Schweigen endlich brach, jedoch sah ich sie nicht an, als ich meine Worte geschickt wählte, auch wenn dieser Satz nur aus zwei Teilen bestand. “Verschwinde hier!“ Ich konnte eigentlich selber nicht genau sagen, wieso ich sie plötzlich einfach so ohne jeglichen Grund rausschmiss, aber ich tat es nun einmal und schließlich hatte ich schon einen Grund, doch dieser passte hier vorerst nicht ins Konzept, aber egal, ich hatte es eben ausgesprochen und würde es auch nicht mehr zurücknehmen. Im Moment wollte ich einfach nur für mich allein sein, um nachdenken zu können und ich wollte niemanden sehen, weder Naomi noch einen der Jungs noch sonst irgendwen.
Ich spürte ihren traurigen Blick auf mir ruhen, doch würdigte ihr keine weitere Beachtung mehr, stattdessen schaute ich Candra weiterhin zu und schaltete leise Musik an, die auch schon sofort aus den Boxen drang, dann hörte ich nur noch ein lautes Türschlagen und es war wieder still um mich herum.
Okay, ich musste doch zugeben, dass ich soeben etwas hart zu ihr gewesen war, denn sie hatte mir praktisch ihr Herz ausgeschüttet und alles, aber der letzte Teil war für mich persönlich eine Spur härter, als ich eben zu ihr gewesen war.
Oh Baby Girl you’re such a hotty
You’re down in Vip
It’s time to get the Party started
And show you that I really mean it
I start to move a little closer
‘Cause it’s time to make you move
I creep on up behind your shoulder
And get into the groove my Baby
Irgendwann mitten in der Nacht musste ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war es draußen bereits hell und die Sonne schien durch das Fenster in mein Zimmer, dabei beobachtete ich, wie einzelne Staubkörnchen herumwirbelten. Ich warf einen kurzen Blick auf meine Uhr und fiel dabei sogar aus meinem Bett, denn es war bereits zehn Uhr. Nun ja, jeder normale Mensch würde meinen, dass dies überhaupt nicht spät war, doch für meine Verhältnisse war ich gewöhnt spät schlafen zu gehen und sehr früh aufzustehen, noch um die Zeit, wenn Leute in meinem Alter friedlich in ihrem Bett eingekuschelt schliefen. Warum hatte mich denn auch keiner geweckt?
Lange hatte ich nicht Zeit darüber nachzudenken, denn schon vernahm ich laute Stimmen, die aus der Küche zu kommen schienen und die sich nicht sonderlich erfreut anhörten. So blieb mir wohl nichts anderes übrig, als aufzustehen und in die Küche zu tapsen.
Dort angekommen erblickte ich auch schon Izzy und Jay am Tisch sitzen, die sich angeregt unterhielten und dabei ziemlich wütendaussehende Gesichter aufgesetzt hatten. Was ging denn bloß jetzt schon wieder ab?
Mit einem gähnenden Morgen begrüßte ich beide, wobei sie nicht einmal Notiz von mir zu nehmen schienen, also beschloss ich mir einen bereits kalten Kaffee zu nehmen und zu lauschen, worüber beide diskutierten.
“Jetzt gib es doch endlich zu! Du hast doch mein Handy“, schrie Izzy, wobei er seine Kaffeetasse so fest mit seiner Hand umschlang, dass seine Knochen bereits weiß anliefen. Es ging also eindeutig um sein Handy. Ob es geklaut wurde? Ich meine, wenn Jay bereits abstritt, dass er sich Izzys Handy geliehen hatte, was schon öfter vorkommen konnte, da Jays Guthaben recht oft leer war.
“Ich hab es aber wirklich nicht!“, schwor er und sah langsam echt verzweifelt aus, doch ich wollte mich da nun wirklich nicht einmischen, da ich auch gar nicht genau sagen konnte, um was es sich handelte, daher hörte ich weiterhin zu und nippte hie und da mal an meinem Kaffee, dabei schweiften meine Gedanken wieder an vorherige Nacht und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
“Naomi!“, rief ich und sprang auf, sah beide dabei abwechselnd an, die anscheinend nicht genau verstehen konnten, worauf ich hinaus wollte. Es gab gar keinen Zweifel! Es musste Naomi gewesen sein! Sie war gestern Abend abgezogen und die Jungs waren im Wohnzimmer beschäftigt gewesen. Wie ich aus dem Gespräch heraushören konnte, war das Handy nach Izzys Angaben im Flur auf dem Telefontisch gewesen, also konnte sie es nur gewesen sein, schließlich war niemand anderes in der WG gewesen und wir würden uns untereinander mit Sicherheit nicht beklauen.
“Was geht denn mit dir ab?“, wollte Jay verwirrt wissen und hätte bei meinem Aufschrei beinah seine Tasse fallen lassen, weil er sich so erschreckt hatte.
Ich nickte, dann erklärte ich ihnen wieder in normalem Tonfall und ganz in Ruhe, dass Naomi gestern hier gewesen war und was meine Befürchtung war.
Als ich bemerkt hatte, dass eine längere Pause entstanden war, nutzte ich diese Gelegenheit, um mich aus dem Staub zu machen, denn ich war noch mit Roxy verabredet und vielleicht würde ich so endlich auf andere Gedanken kommen, also stand ich abrupt auf und lief Richtung Tür, wobei mir Izzy noch etwas nachrief, was ich allerdings nicht mehr verstehen konnte, nun ja, es hörte sich an, als würde er mir irgendetwas über Haare sagen wollen.
Ich lief also durch die enge Straße, in der unsere WG lag und kickte einen Stein vor mich her. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben all dem Stress zu entgehen oder war es einfach mein Schicksal so ein Leben zu führen? Womöglich musste dem so sein und ich war mir bewusst, dass mein Leben seit dem Tag an dem ich bei US 5 war eine starke Wendung genommen hatte, die nicht mehr so leicht zu kippen und einzurenken war.
Mit einem leichten Schmerz in meinem linken Fuß kam ich am Brunnen in der Tauentzienstraße, welche sich am Berlin-Ku’damm befand, an und wartete auf Roxy, dabei musste ich mich an den Rand setzen, da der Schmerz nur noch schlimmer wurde, wenn ich stand, aber woher dieser kam konnte ich nicht genau sagen, vielleicht hatte ich ihn mir gestern beim Sturz in den nicht gerade sanften Boden zugezogen. Ich dachte wieder an die Diskussion von Jay und Izzy zurück, in letzter Zeit herrschte in der WG eine sehr bedrückende Stimmung, vor allem seitdem Chris nicht länger unter uns weilte. Ich hatte keine Ahnung, wo das enden würde, aber in einem Punkt war ich mir im Klaren: Wenn sich bei und zwischen uns nichts ändern würde, würde die Band nicht mehr lange bestehen!
Ich wartete nicht lange und schon war Roxy da. Was ich auch so an ihre bewunderte war ihre Pünktlichkeit. Sie war eigentlich nie zu spät oder zu früh, sondern immer dann da, wenn wir uns treffen sollten. Für mich war sie einfach ein besonderer Mensch und sie nahm einen großen Teil in meinem Leben ein. Ich liebte sie, aber ob es reichen würde für eine zukünftige Beziehung, die nach meinen Wünschen möglichst auch ewig halten sollte? Diese Chancen schienen mir wohl eher unwirklich, dennoch wollte ich das Beste daraus machen.
Ich begrüßte sie mit einer freundschaftlichen Umarmung und versuchte so gut es ging ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern, was mir deutlich leichter fiel als gedacht. Ja, schauspielern konnte ich schon immer und darüber konnte ich womöglich auch wirklich froh sein.
Mit ihr hatte ich tatsächlich viel Spaß und ich war froh, endlich einmal für einen Moment zu vergessen, was in letzter Zeit alles vorgefallen war. Ich lud sie zu einem Eis ein und dann schlenderten wir beide zusammen über den Ku’damm, der bei vielen Touristen die Hauptattraktion in Berlin war und ich musste zugeben, dass dies auch nicht umsonst der Fall war, denn hier war wirklich immer etwas los und es wurde einem nie langweilig. Ein perfekter Shopping-Platz eben, anders konnte man es gar nicht beschreiben.
Ich ließ meine Augen über den Platz schweifen. Vor der Gedächtniskirche waren gerade wieder einmal die Breakdancer aktiv, die des öfteren hier ihren Lebensunterhalt verdienten.
Der einzige Nachteil an diesem Platz war, dass sich hier unter anderem auch viele von der Drogen-Szene versammelten und ebenso viele Rassissten. Ich erinnerte mich noch sehr genau an einige Vorfälle...
//Flashback//
Ich war gerade zusammen mit Mikel und Chris unterwegs, um etwas shoppen zu gehen, wie wir das meistens machten, wenn wir mal einige Tage befreit von dem ganzen Stress waren. Wir dachten an nichts böses, als es plötzlich geschah. Drei komisch aussehende Typen kamen direkt auf uns zu. Natürlich dachten wir uns nichts dabei, also gingen wir normal an ihnen vorbei, bis sie anfingen irgendwelche dummen Sprüche von sich loszugeben, die sich an Mikel richteten und das nur, weil er kein Weißer war. So etwas regte mich wirklich tierisch auf! Was bildeten sich diese Deutschen eigentlich ein? Wir waren doch schließlich alle Menschen und solche Leute mussten sich gar nicht erst einbilden, sie seien etwas besseres als andere. Mikel und auch Chris blieben stehen, allerdings war ich wohl der einzige, der davon nicht sonderlich begeistert war, denn ich wollte beide unbedingt davon überzeugen weiterzugehen, aber ich wäre nicht Richie, wenn ich nicht wüsste, dass die beiden niemals auf mich hören würden, wenn es um solche Dinge ging, denn da verstanden die beiden wirklich keinen Spaß.
“Na, was denn? Hast schiss, Neger?“, hörte ich einen von ihnen spotten und ich wollte schon gar nicht hinsehen. Auch wenn Mikel zu meinen besten Freunden gehörte wollte ich mich mit solchen nicht anlegen. Vielleicht konnte ich von mir selber schon behaupten, dass ich feige war und ich gab es auch offen zu. Ja, ich war feige, aber es lag nun einmal in meiner Natur und dagegen konnte ich schlecht etwas machen.
“Sag das nochmal!“, knurrte Mikel zurück und wäre direkt auf ihn losgegangen, wenn Chris ihn davon nicht abgehalten hätte. An uns liefen viele Leute vorbei, die das Geschehen allerdings nur aus sicherer Nähe beobachteten und keine Anstalten davon machten uns zu helfen, was mich selber nicht sonderlich wunderte, denn ich konnte mich genau in diese Situationen hineinversetzen, in denen man einfach Angst hatte und wie gelähmt war.
“Du hast mich schon richtig verstanden!“, sprach er weiter und wandte den Blick zu Chris. Mit Sicherheit hatte er bereits den nächsten Spruch auf den Lippen, den er sogleich loslassen würde und damit schien ich keineswegs Unrecht zu haben. “Und was ist mit dir? Schwuchteln sind in diesem Land nicht erwünscht!“ Er lachte hämisch und ich schluckte hörbar. Wusste er etwa was, was er eigentlich gar nicht wissen durfte? Hatte er Chris und mich vielleicht gesehen? Ich schüttelte den Gedanken schnell von mir, da ich mir das unter keinen Umständen vorstellen konnte beziehungsweise wollte.
So lief es des öfteren am Ku’damm ab und von Tag zu Tag wurde es schlimmer, dachte ich zumindest, wobei ich noch nicht wissen konnte, dass ich damit nicht falsch lag.
//Flashback End//
Was als nächstes an diesem Tag geschah würde ich hier nicht unbedingt laut aussprechen, denn es war wirklich nicht sonderlich appetitlich gewesen.
Ich blickte zu Roxy und lächelte, dann schweifte mein Blick in den Himmel, der sich wieder einmal verdunkelte, doch dieses Mal schien es nicht mit Regen anzufangen sondern mit Schnee. Es war bereits November und mein Geburtstag stand vor der Tür, doch den hatte ich im Moment völlig verdrängt.
Nicht weit entfernt von dem Platz an der Gedächtniskirche, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und heute als Ausstellungsstätte diente, befand sich ein wunderschöner Park und dort auch mein Lieblingsplatz, an dem ich Roxy hinführte, da ich ihn ihr unbedingt zeigen wollte, denn für mich war dieser Ort etwas Besonderes, den ich mit einem besonderen Menschen teilen wollten und mir war klar, dass sie mindestens genauso begeistert sein würde wie ich damals, als ich diesen Platz entdeckt hatte.
Und ich sah, dass ich Recht behalten hatte. Roxy kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und betrachtete sich alles ganz genau.
Wir waren an einen kleinen See angelangt, den niemand anscheinend zu kennen schien, da ich bislang, egal zu welcher Tageszeit, hier niemanden angetroffen hatte. Es war ziemlich dunkel geworden, nur der helle Mond leuchtete leicht durch einige Wolkenbruchteile heraus.
Girl won’t you be my Lady,
You know that I’m goin’ crazy
I’ll treat your Body right,
Until the end of time
Ich setzte mich in das feuchte Gras, welches allmählich leicht vom Schnee bedeckt wurde, da die Flocken angefangen hatten im Wind zu tanzen.
Als Roxy sich langsam wieder gefangen hatte, setzte sich neben mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich war nie der sonderlich große Romantiker gewesen, dennoch musste ich nun zugeben, dass die Situation eben ziemlich romantisch war und zum ersten Mal seit langem war ich wieder glücklich, auch wenn meine Gedanken manchmal noch um Chris kreisten, denn ich musste zugeben, dass er meine einzige wahre Liebe gewesen war, aber nun hatte ich Roxy kennengelernt und ich bereute keinen Schritt, den ich mit ihr tat und keinen Tag, den ich mit ihr verbrachte.
Der Schnee bedeckte immer mehr die kleine grüne Fläche, die sich vor uns erstreckte und auch wir beide sahen beinah aus wie zwei Schneemänner, die dort saßen und auf den See hinaus starrten.
Kurz schielte ich hinüber zu ihr und dann in den weißen Schnee, der schön weich war, sodass ich mich nicht länger beherrschen konnte.
Ich stand einfach auf, formte einen kleinen Schneeball zusammen und sah Roxy auffordernd, die sofort verstanden hatte, denn sie stand ebenfalls auf und tat es mir gleich.
So begann zwischen uns also eine wilde Schneeballschlacht, die kein Ende zu finden schien. “Ey, na warte!“, lachte ich und rannte ihr hinterher. Es war ein heiden Spaß, den wir zusammen hatten.
Ich hatte sie beinah eingeholt, als ich plötzlich stolperte und hinfiel, jedoch nicht ohne sie mit mir zu ziehen.
Lachend lagen wir beide also aufeinander. Ich vergaß die Welt um mich herum und wünschte mir am liebsten, dass diese Zeit nie ein Ende finden würde, doch da ich genau wusste, dass dies wohl nicht möglich sein würde, wollte ich alles daran geben, diese Zeit noch gut auszukosten.
Wir beide waren über und über mit Schnee bedeckt und unser lachen erhallte die Stille der Nacht. Das Zusammensein mit ihr konnte man einfach nicht in Worte fassen und das wollte ich auch gar nicht, denn ich war einfach froh, mit ihr zu sein und das reichte mir bereits vollkommen aus.
Wir beide setzten uns also wieder nebeneinander und beobachteten, wie sich leichte Wellen auf dem Wasser bildeten, doch ich ließ meinen Blick erneut in den Schnee wandern, dann kritzelte ich mit meinem Finger meinen und den Namen von Roxy hinein, ohne großartig zu überlegen, was ich dort überhaupt soeben getan hatte und bevor ich dies wieder wegwischen konnte, hatte Roxy es mitbekommen.
Sie lächelte mich mit ihrem süßesten Lächeln an, sagte jedoch nichts auf meine seltsame Art mir die “Langweile“ zu vertreiben, obwohl von nichts die Rede sein kann, dass mir langweilig war.
Unsere Blicke trafen sich und ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich zu meiner Verteidung sagen sollte. Wie peinlich! Nun gut, am Flughafen hatte sie mir gesagt, dass sie ebenfalls Gefühle für mich hatte, dennoch war ich nicht sonderlich überzeugt davon, dass sie dies auch wirklich ernst meinte, denn sonst hätte sie sich mit Sicherheit mir gegenüber anders verhalten, aber nun gut. Wegen diesem etwas misslichen Gedanken wollte ich mir diesen Abend ganz und gar nicht verderben lassen.
Ich legte einen Arm um sie und drückte sie an mich, dabei schauten wir beide nach unten, wo beide Namen allmählich verblassten, jedoch noch gut zu lesen waren. “Meinst du nicht, dass da noch etwas fehlt?“, hauchte ich leise und kaum hörbar, doch sie hatte mich verstanden, wusste allerdings nicht genau, worauf ich hinaus wollte, was ich an ihrem fragenden Blick, der mich durchbohrte, bemerkt hatte.
Ich lächelte und wollte ihr ihr Fragezeichen aus dem Gesicht wischen, indem ich um die Namen ein kleines Herz zeichnete, dann sah ich vorsichtig zu ihr hinüber und wartete gespannt auf eine Antwort von ihr.
Aber egal wie lange ich warten würde, sie schien nicht zu kommen. Etwas enttäuscht wischte ich somit die Zeichnung wieder weg und gleichzeitig auch Roxy aus meinem Gedächtnis, aber sie hielt meine Hand fest, sodass ich nicht weitermachen konnte, dann trafen sich erneut unsere Blicke, wobei ihrer mich wie ein Blitz durchzuckte, nun ja, vielleicht waren es auch die Schmetterlinge im Bauch, die sich soeben in mir gesammelt hatten.
Ich überlegte nicht lange, sondern kam ihr einfach näher, bis sich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss berührten und ich genoss diesen in vollen Zügen. Nie wieder wollte ich so einen Menschen wie sie gehen und aus meinem Leben verschwinden lassen. Nie wieder!
We go oh oh oh oh
Dip it up and low
To da regga tempo all my fellas throw your hands up
Oh oh oh oh Shake your Body let’s go US 5
We go oh oh oh oh
Dip it up and low
To da regga tempo sexy mamas throw your hands up
Oh oh oh oh Shake your Body let’s go US 5